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So veränderst du deine Vergangenheit (und deine Zukunft) 

 Oktober 9, 2020

Vor einigen Jahren hatte ich ein einschneidendes Aha-Erlebnis.

In meiner erweiterten Familie bin ich so ziemlich die einzige, die keinen geradlinigen beruflichen Weg eingeschlagen hat – und auch keinen „klassischen“. Da gibt es Anwälte, Finanzprofis, IT-Wunderwuzzis, Großunternehmer und Vertriebsexpertinnen, die mehr Fremdsprachen sprechen als ich Finger an der Hand habe.

Und immer dachte ich, all diese Menschen mit ihren beeindruckenden Bilderbuch-Karrieren würden mich für eine ziemlich schräge Person halten. Für ein schwarzes Schaf. Für jemanden, der sich nicht entscheiden kann und so-so durchs Leben schlingert. Auf jeden Fall nicht nicht für jemand Erfolgreichen und „Herzeigbaren“.

Dann aber kam mir zu Ohren, dass eines dieser Familienmitglieder mich seiner Qi Gong Gruppe gegenüber (JA! Einen bewussten Lebensstil pflegen sie auch noch, diese Kapazunder!) hoch gelobt hatte. Er sei begeistert von meiner Professionalität und dem Erfolg meines Yogastudios, und davon könnte sich manch anderer in meiner Branche ordentlich etwas abschneiden.

Als ich das hörte, wurde mir irgendwie schwummrig zumute. Was, bitte, hatte ich mir jahrzehntelang selbst erzählt? Welche Geschichte über mich und meine Familie hatte ich mir wieder und wieder aufgetischt?

Ein anderes Beispiel.

Ich war jahrelang felsenfest davon überzeugt, dass mein Sohn einen schwierigen Start ins Leben hatte – vor, während und nach seiner Geburt. Ich war auch felsenfest davon überzeugt, als Mutter versagt zu haben, da ich, alleinerziehend und berufstätig wie ich war, viel zu wenig für ihn da gewesen sei.

Bis ich erkannt habe, dass diese Geschichte nichts mit der „Wahrheit“ zu tun hat. Dass ich eine ganz andere Geschichte über diese Jahre erzählen hätte können – eine von Liebe und Lernen, eine von Gnade und Geschenken.

Da wurde mir klar, wie viel Macht diese Geschichten über mich haben. Aber auch, wie viel Macht ICH über SIE habe.

 

Die Macht unserer Geschichten

Würden wir immer gleich bemerken, dass wir uns bloß Geschichten erzählen, und wäre uns bewusst, dass keine dieser Geschichten an sich „wahr“ ist, dann wäre das alles nichts weiter als ein bisschen Gehirn-Hokuspokus.

Aber meistens ist uns das nicht bewusst. Wir halten unsere Geschichte für DIE Wahrheit. Wir interpretieren die Vergangenheit auf eine bestimmte Weise, und erzählen uns diese Interpretation so lange, bis wir gar nicht mehr auf die Idee kommen, dass es auch andere Interpretationen gäbe. Wir kreieren daraus Glaubenssysteme und betonieren sie richtig schön fest in unsere hübschen Köpfchen.

Diese Glaubenssysteme entscheiden darüber, wie wir uns FÜHLEN. Unsere GEFÜHLE entscheiden darüber, wie wir HANDELN. Und unser HANDELN entscheidet darüber, welche RESULTATE wir erzielen. So formt sich nach und nach aus unseren – im Grunde völlig beliebigen – Interpretationen unsere Identität.

Die Geschichte, die ich mir über mich und meinen Sohn erzählt habe, führte dazu, dass ich mich permanent schuldig fühlte. Diese toxischen Schuldgefühle wiederum führten dazu, dass ich mich ihm gegenüber kaum abgrenzen konnte, und dass es mir unglaublich schwer fiel, konsequent zu sein und auch mal Nein zu sagen, statt ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das wiederum führte zu totaler Überforderung und Erschöpfung, und so schwankte ich zwischen Umfalleritis auf der einen Seite und regelmäßigem Ausflippen auf der anderen Seite. Und das führte schlussendlich dazu, dass sich meine Meinung über mich selbst als mütterliche Totalversagerin noch mehr festigte.

Weißt du, was daran so richtig, richtig fies ist? Dass unsere Interpretationen nicht nur unsere Vergangenheit einzementieren, sondern auch unsere Gegenwart und unsere Zukunft!

Denn wie wir diese gestalten, hängt zu weiten Teilen von unserer Identität ab – davon, wie wir uns selbst und unseren bisherigen Lebensweg sehen. Also davon, welche Geschichten wir uns darüber erzählen.

Mein festgefahrenes Bild von mir als grottenschlechte Mutter führte dazu, dass ich vieles gar nicht sehen konnte. Ich erkannte nicht, wie unglaublich viel Kraft und Stärke in mir steckten. Ich nahm die vielen wunderbaren, liebevollen und zärtlichen Momente mit meinem Kind kaum wahr. Und vor lauter Sorgen darüber, was ich ihm nicht alles angetan hatte, bemerkte ich gar nicht, dass es sich prächtig entwickelte und zu einem selbstbewussten, starken und glücklichen Menschen heranwuchs.

 

 

Die Macht ÜBER unsere Geschichten

Zum Glück stieß ich, als Herr Sohn fünf oder sechs Jahre alt war, auf eine Meditation für Mütter mit dem schönen Titel „Release your guilt“. Die hörte ich mir gefühlte hundert Mal an, machte Release your guilt zu meinem Mantra und merkte, wie sich dadurch in mir und auch in meiner Beziehung zu meinem Kind etwas Entscheidendes veränderte.

Es dauerte aber noch ein paar Jahre länger, bis ich erkannte, dass es gar keine Schuld loszulassen gegeben hätte, hätte ich mir von vornherein eine völlig andere Geschichte über mich als Mutter erzählt! Diese Schuld war eine reine Konstruktion. (Hätte ich das schon früher gewusst, hätte ich mir statt der Mütter-Meditation französische Liebeskomödien reinziehen und dazu fruchtigen Chardonnay schlürfen können 😉 )

Versteh mich bitte nicht falsch: Ich habe Fehler gemacht und für die will ich auch Verantwortung übernehmen. Es geht auch gar nicht darum, uns selbst zu beschummeln oder uns irgendetwas schönzureden.

Die Wahrheit ist: Wir beschummeln uns schon die ganze Zeit über, und es geht darum, das zu erkennen und damit aufzuhören!

Wir Menschen sind deutende Wesen. Wir geben den Ereignissen in unserem Leben eine Be-deutung. Wir müssen das tun, um uns zurechtzufinden, und um diese Ereignisse irgendwie sinnvoll einzuordnen.

Kurz: Wir erzählen uns ständig irgendwelche Geschichten – wir können gar nicht anders! Manche davon sind neutral. Manche davon sind hilfreich, ermutigend und stärkend. Aber viele davon sind genau das Gegenteil.

Eine junge Frau mit völlig anderen Prägungen als ich, mit einer anderen Biografie und Familiengeschichte hätte sich in derselben Situation sehr wahrscheinlich eine ganz andere Geschichte erzählt. Vielleicht eine wie „Auch wenn ich als Mutter nicht perfekt bin, so tue ich doch tagtäglich mein Bestes! Ich bin immer für meinen Sohn da, wenn er mich braucht – und wenn ich mal nicht selbst für ihn da sein kann, dann sorge ich dafür, dass er in besten Händen ist.“

Ungefähr so habe ICH meine Geschichte umgeschrieben, nachdem ich verstanden hatte, dass ich das kann. Darf. Und muss, wenn die Beziehung zu meinem Kind nicht weiterhin von meinen Schuldgefühlen überschattet sein sollte.

Dadurch hat sich sehr, sehr viel verändert. Ich kann meinem Sohn gegenüber klar, konsequent UND liebevoll sein (Naja. Meistens 🙂 ). Ich weiß, wie stark ich bin und dass ich auch schwierige Lebensphasen bewältigen kann. Und ich finde, dass ich eine verdammt gute Mutter war – und bin!

Wenn Menschen ihre Geschichten in einer neuen Weise erzählen,
wachsen ihre Fähigkeit zu Intimität und ihre Handlungsmacht.

~ David B. Drake

Welche Geschichten können wir umschreiben?

Im Grunde fast alle!

Wenn du zum Beispiel bestimmten Menschen und ihrem Verhalten – deiner Mutter, deinem Ex-Mann, deinem Chef, deinen Nachbarn – ganz viel Bedeutung und damit Macht über dein Leben gibst, kannst du diese Geschichten neu schreiben. Du kannst den Einfluss dieser Menschen auf dich und deine Gefühle deutlich verringern und dafür dem Einfluss anderer Menschen, die du mit positiven Erfahrungen verbindest, MEHR Bedeutung geben. Danach wirst du dich völlig anders fühlen – selbstbestimmt, unabhängig und reich beschenkt.

Oder nehmen wir an, du hast als Kind in der Schule eine schwierige Erfahrung gemacht, wurdest zum Beispiel gemobbt oder von der Musiklehrerin vor allen anderen bloßgestellt, und das hat dein Bild von dir selbst geprägt und zu einem niedrigen Selbstwertgefühl beigetragen. Dann kannst du diese Geschichte umschreiben – und zwar so, dass du ihre Heldin bist, und nicht ihr Opfer! Dadurch wirst du dich selbst und deine Fähigkeiten in einem völlig neuen Licht sehen.

Oder du hast kürzlich deinen Job verloren und erzählst dir nun selbst, dass du einfach nicht genug geleistet hast, oder dass du nicht die Richtige für den Job warst, oder dass du es nie auf die Reihe kriegen wirst, dich in ein Team zu integrieren. Dann kannst du diese Geschichte umschreiben – und wirst dich entsprechend anders fühlen und bei deiner Jobsuche völlig anders agieren als bisher.

Oder du interpretierst deine bisherigen Beziehungserfahrungen so, als ob du selbst das Problem gewesen seist und einfach nicht beziehungsfähig wärst. Oder so, als ob Beziehungen nun mal meeeega-kompliziert wären und ohnehin immer in Schmerz und Enttäuschung enden würden. Oder so, als ob es sowieso keine Männer gäbe, die zu dir passen und deine hohen Ansprüche erfüllen könnten. Dann kannst du diese Geschichten umschreiben. So nämlich, dass sich dein GEFÜHL dazu verändert und dadurch auch die Art und Weise, wie du dich verhältst – ob und wie du auf neue Menschen zugehst, wie offen und selbstbewusst du dich zeigst, und wie du mit Irritationen und Konflikten umgehst.

Eine letzte persönliche Geschichte möchte ich dir an dieser Stelle noch erzählen (mit dem Einverständnis meines Liebsten, versteht sich): Obwohl er und ich eine wunderbar aufrichtige Beziehung führen und uns jede Woche Zeit für gemeinsame Reflexion nehmen, kamen wir vor Kurzem immer wieder an einen Punkt, an dem wir einander einfach nicht verstanden. Er war der Meinung, dass er jedes Mal, wenn er mir gegenüber klar und deutlich kommunizierte, dass er irgendetwas nicht möchte, wenn er Nein sagte statt immer zu funktionieren, wenn er seine Bedürfnisse an erste Stelle stellte, mit Zurückweisung und Liebesentzug „bestraft“ würde. Ich hingegen hatte das Gefühl, dass dafür ganz viel Raum sei in unserer Beziehung und ich ihn noch nie zurückgewiesen hatte, wenn er sich authentisch zeigte und sich und seinen Bedürfnissen Prio gab. Es war, als würden wir aneinander vorbei reden – bis ich ihn eines Tages bat, mir ein Beispiel aus unserer Beziehung für eine solche „Bestrafung“ zu nennen. Ihm fiel keines ein – und da erkannte er, dass die Geschichte, die er da erzählte, aus Kindheitserfahrungen stammte, die nichts mit uns beiden zu tun hatten. Das war für uns beide ein erhellender Moment – einer, der uns half, einen Knoten zu lösen und einander von nun an freier und ungekünstelter zu begegnen!

Fazit: Die Kränkungen und Verletzungen, die in der Vergangenheit passiert sind, können wir nicht ungeschehen machen. Aber wir können aus ihnen etwas anderes machen als bisher. Denn nur die Gedanken, die wir HEUTE denken, und nur die Geschichten, die wir uns HEUTE über die Vergangenheit – bewusst oder unbewusst – erzählen, haben einen Einfluss auf unsere Gefühle und unser Verhalten in der Gegenwart und in der Zukunft – nicht die Vergangenheit selbst!

{Hinweis: Eine Ausnahme bilden Erfahrungen, die zu Posttraumatischen Belastungsstörungen oder Ähnlichem geführt haben. Da Trauma-Erfahrungen signifikante Veränderungen auf Ebene des Nervensystems nach sich ziehen, braucht es in solchen Fällen andere Zugänge, wie etwa eine gezielte Trauma-Therapie. Als Ergänzung dazu – oder nachfolgend – kann das Neu-Schreiben der eigenen Geschichte aber durchaus hilfreich sein!}

Ereignisse der Vergangenheit können wir nicht ändern,
lediglich die Auswirkungen,
die sie auf uns haben.

~ Virginia Satir

Und wie mache ich das – meine Geschichte umschreiben?

Bei REWRITE YOUR STORY – CHANGE YOUR LIFE! am 31. Oktober / 1. November werden wir tief und transformativ in diese Methode einsteigen – mit Ansätzen aus Schreibtherapie, Narrativem Coaching und Positiver Psychologie, und mit der heilsamen Kraft einer Gruppe bewusster Menschen. Wenn du dabei sein möchtest, nutze unbedingt den Frühbucher-Bonus bis 18. Oktober!

Für alle, die nicht dabei sein können, gibt es ein neues FLOW~WRITE~GROW-Sheet mit einer einfachen und effektiven Übung. So bekommst du eine Idee davon, wie das Geschichten-Umschreiben wirken kann – und davon, wie viel Gestaltungsmacht du hast.

Welche neue Geschichte erzählst DU dir? Schreibe in die Kommentare – ich freue mich darauf, von dir zu erfahren!

Von Herzen

Laya

PS: Bist du schon im LAYA LAB – deinem persönlichen Glückslabor und deinem Ort zum Aufblühen?  Du bist herzlich eingeladen, Teil dieser lebendigen und liebevollen Gemeinschaft zu sein – kostenfrei!

Quellen und Buchtipps: 

  • David B. Drake: Narrative Coaching. The Definitive Guide to Bringing New Stories to Life.
  • Ho Law: Narrative coaching for all (adults, children, gropus and communities. In: S. Palmer & A. Whybrow: Handbook of Coaching Psychology. A Guide for Practitioners. 
  • Vogel, M. (2012). Story Matters: An Inquiry into the Role of Narrative in Coaching. International Journal of Evidence Based Coaching & Mentoring, 10(1).
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